Suisek i Ne w s A u s g a be 2/ 2013 © D S G
Deutsche Suiseki-Gesellschaft e. V. German Suiseki Society
Foto 6: Amerikanischer Stein, japanischer Stil Charakteristik des Steins: Kategorie: Isoiwa-ishi (Coast stone – Küstenstein) Fundort: Trinity River, Nordkalifornien, USA Maße: 23 cm b , 18 cm t, 8 cm h Kommentar: Dieser Stein ist für uns wertvoll, weil er uns an eine Szene erinnert, die wir viele Male in viel jüngeren Jahren gesehen haben an Bord des Luftkissenschiffes vom Hafen von Dover, England nach Calais,Frankreich. Wir verluden oft unser Fahrzeug in das Luftkissenschiff im Hafen von Dover und fuhren an dem Leuchtturm auf dem Kliff und Dover Castle vorbei zu unserem Ziel für einen Tag voller Ausgelassenheit. ...ebenso ist es eine schlechte Sache, die geistige Suggestion eines Steins mit einem poetischen (lyrischen, emotionalen, anmutigen) Namen, Beschreibung oder Titel zu beschreiben. Das scheinen diejenigen zu glauben, die sich auf dem Gipfel der Erkenntnis meinen, ohne Rücksicht auf diejenigen unter uns, die mit den Grundregeln der Kunst zu kämpfen haben. Selbst wenn die asiatische Kunst der Steinverehrung oft als abstrakte Kunst der Natur aufgefasst wird, denken einige, dass eine Klassifizierung eines Steins in einer öffentlichen Ausstellung, um das objektive Ziel der Ausstellung aufzuführen, ein Hindernis darstelle, den betrachteten Stein wirklich zu sehen. Doch jedes aus dem Japanischen ins Englische übersetzte Buch und die wenigen kostbaren in Englisch geschriebenen, die ich in meiner Bibliothek habe, beschreiben die Wirkung der Steine auf diese Weise, und viele Bücher in Englisch haben alle einen Abschnitt über Klassifikationen, um zu erläutern, was die Steine vermitteln und geben eine Standardbeschreibung, was einen Stein zu einem guten Betrachtungsstein macht. Warum sollte man nicht, werden Sie fragen, die Freude an einem Stein ohne Erklärung das vordringliche Ziel sein lassen und sich damit zufrieden geben? Das mag das Ziel vieler Praktiker sein, doch ist es schwierig, die unsichtbare Suggestion/Botschaft eines Steines in seiner /ihrer Phantasie zu erfassen ohne eine unmittelbare oder jahrelange Erfahrung und Studium. Um sicher zu sein, dass die Schönheit in dem Stein ist und nicht in seinem Namen, ist es jedenfalls für mich immer interessant zu erfahren, was der Aussteller/Sammler in seinem/ ihrem Stein sieht, und wenn ich um meine Meinung/Bewertung zu einem Fund gefragt werde, dann stelle ich zwei Fragen: Was siehst du in dem Stein, und warum magst du ihn? Tatsächlich ist es ein und dieselbe Frage, doch ich versuche, die Botschaft des Steins mit seinen/ihren Augen zu sehen. Einen Stein ohne Kennzeichnung in einer öffentlichen Ausstellung zu zeigen, ist nicht zu empfehlen und ist als eine Beleidigung der Besucher zu betrachten. In jüngster Vergangenheit wird allgemein nachdrücklich darauf hingewiesen, dass ein Stein eine Landschaftsform haben müsse, um als Suiseki zu gelten. Meine Frau und ich haben damit Bedenken, da wir wissen, dass die Japaner normalerweise Steine mit Mustern, Farbe und Objektsteine, die nicht unter Landschaftssteine fallen, als Suiseki anerkennen. Wir haben daher die „Landschaftsform“-Philosophie in unserem Diagrammführer in Frage gestellt, indem wir Objektsteine, Farbsteine, Steine mit Mustern und von abstrakter Form unter bestimmten Voraussetzungen als Suiseki eingeschlossen haben. Wir haben außerdem erkannt, dass ein Mönch bei der Betrachtung eines Steines über den Himmel und das gesamte Universum meditiert, was uns zu der Idee einer neuen Gruppe „Cosmic View Stones“ (kosmische Betrachtungssteine) führte, die unserer Richtlinie hinzugefügt wurde und die so revidiert werden muss. Darüber hinaus haben wir eine Kategorie mit dem Titel „Desert Vista Stones“ (Wüstensteine), die allgemeine Wüstenszenen einschließen. Der Wind zur Veränderung war in der Luft ohne großen Widerstand. Woran Sachiko und ich sich bei unserem Besuch und Teilnahme der EBA/ESA 2008 Convention in Wien erinnern, ist die Beschriftung der Bäume und Steine in der Ausstellung durch den Veranstalter. Die Schilder waren professionell vorbereitet und Beitrag zu der harten Arbeit, eine solche schöne Ausstellung aufzubauen, was nur von dem Freundschaftsbeweis der EBA-ESA- Mitglieder überboten wurde. Es war für uns ein großartiges Erlebnis, das wir nicht erwartet hatten. Nur so viel sei gesagt, dass ich nicht mit denjenigen übereinstimme, die meinen, Taxomonie (d.h. Klassifizierung, ein poetische Name und Katalogisierung auf einem Schild oder Charakterisierung dessen, was ein Stein suggeriert, in einem Buch oder einer Zeitschrift) zwinge den Betrachter,etwas ganz Bestimmtes zu sehen. Es führt im Gegenteil den Unerfahrenen zu der Einsicht, dass der ausgestellte Stein mehr als nur ein Stein ist. Zunächst stimme ich damit überein, dass es für einen Aussteller nicht vernünftig ist, irgend jemanden zu zwingen, dasselbe wie er/sie in einem Stein zu sehen. Umgekehrt ist ‚Taxonomie“ meines Erachtens nicht wie ihr angelastet schuldig. Im Gegenteil, es ist ein Weg, den Betrachtern das Unsichtbare (Seele und Geist) in ihrer eigenen Vorstellung aus ihrer Lebenserfahrung heraus zu sehen, was größer als der Stein selbst ist. Der Wandel beginnt stärker zu werden. Einen Stein anzuschauen und das Wesen eines Steines zu sehen ist meiner Meinung nach nicht das Gleiche. Wenn einmal die Datenspeicherung eines Sammlers voll mit hierarchisch geordneten Naturszenen ist, dann können sie alles über eine Klassifikation vergessen, da sie in der Lage sind, die Schönheit von einem Stein in einem Flussbett oder auf dem Wüstenboden zu erkennen, wenn sie ihn sehen... Foto 7: Chinesischer Stein, chinesischer Stil
Charakteristik des Steins: Klassifikation: Gongshi (Gelehrtenstein) Kategorie: Shangshi (bewunderungswürdiger Stein) Suggestion: menschenförmiger Stein Fundort: China, Maße: 5 1/2 ‚‘ b, 10 1/2 ‘‘ h, 4 1/1 ‘ t Kommentar: Dieser menschenförmige Stein wird beschrieben als ein liebenswürdiger und kultivierter Gentleman so wie Konfuzius oder Mi Fu. So unglaublich es scheinen mag, ist es dennoch ein natürlicher Stein, der hoch geschätzt wird und von einfacher Form ist. Mi Fu wurde als ein Exzentriker angesehen. Zeitweilig wurde er als der „Verrückte Mi“ bezeichnet, weil er besessen Steine gesammelt und sogar einen Stein als seinen Bruder bezeichnet hat. Daher verbeugte er sich vor „seinem Bruder Stein“ mit dem älteren Bruder entgegengebrachter Ehrfurcht. ...Es scheint die Frage zu sein, ob wir im Westen auf eine Beschriftung der Steine in einer für das allgemeine Publikum bestimmten Ausstellung verzichten sollten. Meine Antwort ist im Gegenteil, dass es dringend erforderlich ist, dass wir die Steine be- schriften mit der Botschaft/Geschichte, die der Stein suggeriert, solange bis das Publikum mit dieser Kunstform vertraut ist. Ziel ist es, das unerfahrene Publikum durch die Charakterisierung eines Steines durch den Aussteller dazu zu bringen, die eigene Seele, die in dem Energiefeld des Steines liegen mag, durch ihre eigene Interpretation zu entdecken. Auf diese Weise wird der Betrachter dazu angeregt, das Interesse zu entwickeln, die Suggestion des Steines in seiner/ihrer Lebenserfahrung zu finden. Oft suggeriert ein Stein mehr als eine Ansicht/Perspektive, und in diesem Fall ist die vom Aussteller gewählte Ansicht die am nahe liegendste. Liebe Freunde, bitte beachtet, dass ich in diesem Text nirgends gesagt habe,dass es eine leichte Aufgabe sei, unsere Steine angemessen zu charakterisieren. Es ist im Gegenteil bekannt, dass es für einige eine Herausforderung darstellen kann, doch ist es eine wichtige Aufgabe für die Ausübung der Kunst. Unbestreitbar ist der Wert von für das allgemeine Publikum arrangierter Ausstellungen für die asiatische Steinverehrung in Bezug auf die Erweiterung der künstlerischen Erfahrung der Besucher. Dennoch würde eine Ausstellung nur eine Ansammlung von Steinen sein, wenn es keine Anregung für die Fantasie des Publikums gäbe. Liebe Freunde, dokumentieren Sie unbedingt Ihre Sammlung als eine Möglichkeit, in Ihren Steinen weiterzuleben, nachdem Sie gegangen sind. Kemin Hu führt in ihrem Buch in die GONGSHI-Klassifikationen ein: fantastische Steine (qishi), elegante Steine (yashi), eigenwillige (stubborn) Steine (wanshi) und bewunderte (bewunderungswerte) Steine (shangshi), und in ihrem neuesten Buch spricht sie über die vier Bewertungskriterien,mit denen der wohlbekannten Mi Fu der Song-Dynastie Steine beschrieben hat; shou (schlank und elegant), zhou (zerfurchte Oberfläche), lou (mit einander verbundene Durchbrüche), tou (Öffnungen und Transparenz). Dieses Buch sollte neben ihren zahlreichen anderen Büchern ein Standardwerk in jeder Bibliothek eines jeden ernsthaften Gelehrten der asiatischen Steinverehrung sein und wird in jedem Diskurs hoch angesetzt werden. Kemins neues Buch (“The Romance of Scholars‘ Stones“) ist ein Meisterwerk. Foto 8: Mi Fu Bowing to his Elder Brother Mi Fu, sich vor seinem „Älteren Bruder“ verbeugend (Foto mit Erlaubnis von Kemin HU) Die Steinverehrung ist Kraft für meine Inspiration (Eingebung) gewesen, sie hat die Richtung meines Weges durch die dahinschwindenden Jahre meines Lebenslaufes verändert, und sie hat mein künstlerisches Auge verbessert, mehr als jede andere von mir verfolgten Aktivität. Das heißt: Ist für uns Westler die Zeit gekommen, eine unverwechselbare (typische) Doktrin und einzig- artige Ästhetik (eine Reihe von herrschenden Prinzipien), einen nachweisbaren westlichen Stil (wenn es überhaupt einen gibt) eine Vorliebe oder sogar einen Weg gemeinsamer Praxis zu entwickeln? Mag es eine gewisse Vereinigung aller asiatischer Stile oder irgendein neuer Ansatz sein, der von unserer eigenen Kultur und Geschichte in Kombination mit den einheimischen Steinmaterial jedes einzelnen Landes anerkannt wird? wie früher dargestellt. Den Wind der Veränderung zu leugnen ist meiner Meinung nach dasselbe, wie unseren eigenen Fortschritt und Würdigung der Kunst zu leugnen. Wir schließen aus dieser Abhandlung, dass Veränderung der Praxisausübung in der Kunst unvermeidlich ist, wie auch ihre Entwicklung kontinuierlich weitergeht. In jeder Kunst gibt es Veränderung als eine offenkundige Tatsache in der Gesellschaft, und da Veränderung durch die Suche nach persönlichem Ausdruck verstärkt wird, mag der Kunstneuling sich fragen, ob es einen zuverlässigen Standard gibt, der ihn durch die Gefahren der wechselnden historischen Stile und offensichtlich widersprüchlichen Theorien leitet (führt)? Falls es einen gibt, habe ich ihn noch zu entdecken. Um einen wunderbaren Satz von Shakespeare zu zitieren: „Auf welchem Meer treiben wir jetzt? aus unserer Perspektive müssen wir den Trend folgen oder unser Unternehmen (Unterfangen) verlieren. ( „Take the tide when it serves or lose our venture“). Das war es von dem Dorf Alpine, California, USA Literaturhinweise: 1. Dennis, Sachiko and Jack; A Basic Classification Guide 06/01/06- 07/01/08; BCI BONSAI & Stone Appreciation Magazine Volume 47, Number 4, 2008 2. Hu, Kemin; The Spirit of Gongshi, LH Inc. Newton, Massachusetts, USA 3. Hu, Kemin: The Romance of SCHOLARS’ STONES Adventures in Appreciation, Floating World Edition, Inc. 2011 4. Dennis, Jack: Korean American Soosuk Club’s 18th Annual Exhibition; BCI Bonsai & Stone Appreciation Magazine, volume 50, Number 50,2011 *****************************************************************. Fotos auf den folgenden Seiten: EBA ESA-Kongress vom 29.—31.3.13 in Audincourt, Frankreich nahe Mulhouse/Elsass. Ausstellung von unseren Mitgliedern Dr. A. Dietmair (u.a. Bergstein), F. Koppmaier, W. Mailänder und B. und K. Renner während des deutsch-japanischen Frühlingsfestes am 12. Mai 2012 im Botanischen Garten von Augsburg Jubliläumsausstellung der „Deutschen Suiseki- Gesellschaft“ am 15. und 16. Juni 2013 im Hotel Pyramide in Fürth Oben: Bemerkenswerter Weise konnte man bei der europäischen Bonsaiaus- stellung 2013 in Audincourt, Frankreich einige Arrangements mit Suiseki sehen. Hier eine Präsentation mit einem Originalbild von Franςois Jeker (F). Unten: Blick in einen Teil der ESA-Suiseki-Ausstellung in Audincourt, bei der genügend Raum für eine optimale Ausstellungsweise gegeben war. ************************************************** Oben: Tokonomapräsentation eines Bonsai mit einem europäischen Suiseki Unten: Der Stein von Jean-Marc Pouillon (F) erhielt den ESA President‘s Award. Fundort: Alpen
Fortsetzung
Foto 5: John Naka (16.8.1914—19.5.2004) Charakteristik des Steins: Klassifikation: SUISEKI (Stil) Kategorie: Hiroittaki-ishi (Breiter Wasserfallstein) Fundort: Russian River, Kalifornien, USA Maße: 15 cm b, 22 cm h, 10 cm t Kommentar: Der Stein ist 2001 während der KOFU Bonsai Kai exhibition ausgestellt worden. Danach (Bild) war Johns Kommentar, dass der Stein ein Meisaku-ishi (Meisterstein) sei. Weiter erläuterte er, dass der Stein sehr überzeugend einen Wasserfall mit Schneeresten darstelle.
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Suiseki News 2013-02
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